Krüger’s letters to Gertrud Schoenberg 1954/55

Two letters from Viktor Krüger to Gertrud Schoenberg, 1954/1955
Gertrud Schoenberg’s Satellite Collection, S4, ASC

Click for: 10 August 1954   Click for: 26 January 1955

Note 1: Only those parts of these two letters from Krüger that relate to this website have been transcribed and translated.

Note 2: For the sake of authenticity, each of the transcriptions and translations below replicate, as far as possible, both letter in their original form, including, therefore, Krüger’s errors and his inconsistent use of umlauts, commas and other punctuation. It should also be noted that Krüger refers Gerstl as Kerzl and occasionally to Mathilde as Matilde.

1. Viktor Krüger to Gertrud Schoenberg, 10 August 1954
2 page typed letter
To: Mrs Gertrud Schönberg Los Angeles  49 California 116 North Rockingham Avenue
From: Dr. Victor Krüger Santiago 10 August 1954
Signed: Dr. Victor Krüger Santiago (Chile) Walker Martinez 880 La Florida
Click for: Transcription Click for: Translation

Aber EIN EREIGNIS aus Schönbergs Leben will ich Ihnen mitteilen, da man nie wissen kann, wann man abkratzen muss, und ich DER EINZIGE AUGENZEUGE dieses Ereignisses war.
Es handelt sich um Schönbergs erste Gattin MATHILDE. Ein erschütterndes Drama, das den grossen Menschen Schönberg zeigt. Es muss im Jahre 1906 oder 1907 gewesen sein vielleicht kann ich es noch rekonstruieren, wann genau, Denn in 1905 war ich in GMUNDEN wohin wir Schoenbergschulere unserm Meister nachfuhren, der am HOISEN unter dem Traunstein wohnte und ich mit meiner Familie in Gmunden.
Dann später ich glaube ein oder zwei Sommer später waren wir wieder um ihn am Traunsee versammelt aber diesmal wohnte ich in einem kleinen Haeuschen ganz nahe bei ihm, mit meinen Schwestern und einer Erzieherin, da indessen meine gute Mama gestorben war. In einem anderen Haeuschen wohnte Webern, in anderem Heinrich Jalowetz und D. Horowitz, weiters waren da Fraeulein Bienenfeld und ausserdem der Mahler Kerzl den Schoenberg zu sich eingeladen hatte. Ein verrücktes Huhn das statt mit dem Pinsel zu malen die Farben mit den Fingern knetete und auftrug, echter Bohem und sonst kulturlos.
Eines Nachts horte ich unter meinem Fenster Schönbergs Stimme: “Krüger, kommen Sie schnell herunter.” Ich warf mir eine Pelerine um, und so, im Nachthemd und barfuss eilte ich auf die menschenleere Strasse vor dem Hause, das wie die Wohnungen der andern dicht am See gelegen war. Schönberg brachte nur die Worte heraus: “Meine Frau ist mit Kerzl davon.” — “Kommen Sie mit mir nach Gmunden, war müssen sie finden, denn sie hat kein Geld mit und er hat doch keines. Was wird sie nur anfangen? ICH MUSS IHR DOCH WENIGSTENS GELD BRINGEN.” — Es war stockfinstere Nacht und ohne Rücksicht auf meine Nichtbekleidung eilte ich mit ihm zu seinem Hause. Die beiden Kinder schliefen. Er nahm Trude auf den Arm, und kaum sie erwachte, fing sie an zu weinen. “Mama kommt gleich” sagte Schönberg um das Kind zu beruhigen. Da antwortete die Kleine: “Nein. Mama kommt nicht mehr” …… Was da vorgegangen war weiss ich nicht. Auf dem Weg nach Gmunden, der mehr als eine Stunde dauerte soweit ich mich erinnern kann, er fuhr ich dass Schönberg eines Tages gehoert hat wie Kerzl seine Frau Mathilde per DU ansprach. Von dem Moment an war Fraeulein Bienenfeld (sie ist inzwischen gestorben) von Schönberg beauftragt die beiden zu beobachten. Er selbst soll, als er die Wahrheit erfuhr, Mathilde mit dem Mann fortgeschickt haben. Wahrend er mir unter unsaeglichem Schmerz das anvertraute, blieb er plötzlich stehen und fing an mit seinem Kopf gegen einen Baum zu schlagen, als wollte er mit dem Schaedel auch die Gedanken töten. In Gmunden suchten wir in allen Hotels und fanden niemand. Zurück in sein Haus. Er sagte, dass er am naechsten Tag nach Wien fahren will. Ich schlug vor ihn zu begleiten. Er streichelte mir die Wangen und sagte nur: “Nein, bleiben sie hier.” – Aber ich hatte keine Ruhe. Am zweiten Morgen war ich auf der Fahrt nach Wien und direkt nach der Liechtensteinstraße. — Schönberg öffnete mir die Türe und als er mich sah, streckte er nur der Arm aus um zu verhindern dass ich eintrete. Seine Worte klangen wie von einem anderen Menschen als er nur hervorstiess: “Meine Frau ist hier. KERZL hat sich getoetet. —— Niemand soll jetzt zu uns kommen. Wegen der Kinder bleiben wir beisammen. Danke, danke,. ——-” Es vergingen viele Wochen bis ich ihn wieder sehen konnte. Ich wusste indessen dass Kerzl mit einem Dolch vor einem Spiegel sich umgebracht hatte, weil er es nicht ertragen konnte dass er dem Mann der ihn in sein Haus aufgenommen hatte, dieses Unerhoerte antuen konnte. —–
An seinem Todestage ging Schoenberg durch ich weiss nicht wieviel Jahre auf den Zentralfriedhof mit ihr zum Grabe Kerzls. ——- Als dieses Unglück aus brach schrieb Schoenberg an seinem Quartett mit Singstimme soweit ich mich erinnern kann. Vielleicht war es das andere.
Ich glaube, dass Sie meine liebe Frau Schoenberg fuer heute genug haben und stolzsein können diesem Manne nach solchem Unglück eine lieb und getreue Gefaehrtin zu werden das Gluck hatten.

But I want to tell you about AN EVENT in Schönberg’s life, because one does not know when one will kick the bucket, and I am THE ONLY EYE WITNESS.
It concerns Schönberg’s first wife MATHILDE. A deeply distressing drama, which shows Schönberg’s as a great man. It must have been in the year 1906 or 1907, perhaps I can reconstruct exactly when. I was in GMUNDEN in 1905 (?) where we Schönberg pupils followed our teacher, who stayed in the HOIS’N under the Traunstein, and I with my family at Gmunden.
Then later, I think one or two summers later, we were again gathered around him on the Traunsee, but this time I lived in a small house quite close to him with my sisters and a nanny, beacause my good mother had died in the meantime, In another little house lived Webern, in another Heinrich Jalowetz and D. Horowitz, furthermore there was Miss Bien and then the painter Kerzl, whom Schönberg had invited, A crazy guy, who, instead off using a paintbrush, kneaded and applied the paint with his fingers, a real Bohemian but otherwise philistine.
One night I heard Schönberg’s voice under my window: “Krüger, come down quickly”. I hastily put on a cape and barefoot in my nightgown I rushed into the empty street in front of the house, which like the others was close to the lake. Schönberg only got out the words “My wife is off with Kerzl ” — ” Come with me to Gmunden, we must find her, because she has no money with her, and neither does he. Whatever will she do? I MUST AT LEAST BRING HER SOME MONEY.” — It was a pitch black night, and without regard to my night attire I hastened with him to his house. Both children were asleep. He took Trude in his arms and as soon as she awoke she began to cry, “Mama will come soon” Schönberg said to calm the child, who answered: “No Mama won’t come anymore” …… What had occurred here I do not know, On the way to Gmunden, which took over an hour as far as I remember, I learnt that Schönberg one day had heard Kerzl address his wife Mathilde using DU. From that moment on Miss Bien (she has since died) was instructed by Schönberg to keep an eye on the two of them. Apparently, when he found out the truth, he sent Mathilde and the man away, Whilst. with unspeakable pain, he confided this to me, he suddenly stopped and beat his head against a tree, as if to deaden the thought in his brain. In Gmunden we searched all the hotels and found no one. Back to his house. He said he wanted to go to Vienna the next day. I suggested accompanying him. He stroked my cheeks and said only “No, stay here.” – But I could not keep calm. On the second morning, I was on the way to Vienna and directly to the Liechtensteinstrasse. — Schönberg opened the door and as soon as he saw me he stretched out his arms to prevent me from entering. His voice sounded like somebody else’s, as he just uttered. ”My wife is here. Kerzl has killed himself. —— Nobody should come here at the moment. We are staying together for the sake of the children. Thank you, thank you,. ——-” Many weeks passed until I could see him again. In the meantime I heard that Kerzl killed himself with a dagger in front of a mirror, because he could not bear that he had done this terrible thing to the man who had taken him into his house. —–
On the anniversary of his death Schönberg went, I don’t know for how many years, with her to Kerzl’s grave at the Central Cemetery. ——- When this disaster happened Schönberg wrote his quartet with voices as far as I remember. Perhaps it was something else.
I think, my dear Mrs. Schönberg, that you have had enough for today, and you may be proud to have had the luck to have made a loving and true partner to this man, after such a misfortune.

2. Viktor Krüger to Gertrud Schoenberg, 26 January 1955
2 page typed letter
To: Mrs Gertrud Schönberg Los Angeles -California
From: Victor Krüger Santiago (Chile) 26 de enero 1955
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From line 12, page 1:
In Ihrem Briefe erwaehnen Sie dass ich mich nicht genug erinnere betreffs des Dramas Matilde Schoenberg. Es ist aber nicht so. Von dem was ich als einziger mit Sch. erlebte kann es nicht verschiedene Verionen geben. Ich fuhr, meinen Ferienaufenthalt unterbrechend, am naechsten Tage (es kann auch der uebernaechsten gewesen sein) nach Wien und schnurstracks in die Wohnung Schoenbergs. Er selbst oeffnete nur einen Spalt der Türe und sagte mir: Niemand soll jetzt zu mir kommen bis ich euch rufe. Sie ist hier-wegen der Kinder.—Ich kann heute nicht begreifen, was Schönberg and dann Kerzl an dieser mit Ausnahme des roetlichen Haares ganz farblosen (in jedem Sinne farblos) Frau gefunden haben. Wenn wir Schueler mit ihm in seinem Haus Zusammenkünfte hatten, war er aengstlich darauf bedacht, dass wir seiner Frau mit der noetigen Ehrerbietung entgegen kamen waehrend er selbst in seinen wichtigsten Arbeiten von ihr unterbrochen wurde um diverse haeusliche Dienste zu verrichten. Wiederholt sah ich ihn mit der Einkaufstasche Besorgungen fuer den Haushalt machen und das ganze Haus war niemals in Ordnung. Von einem Verstaendnis fuer seine Arbeiten keine Rede. Die Tragoedie in Gmunden brach aus als er in seinem Zimmer bei offenem Fenster arbeitete und Matilde mit dem Maler unter dem Fenster sich per DU ansprachen. Er rief sie zu sich und fragte was das bedeutete, worauf sie antwortete: “Das ist schon seit zwei Jahren so.” Meine Schwester Grete erinnert mich jetzt dass Schoenberg merkwuerdiger Weise erlaubte schon lange vorher dass die beiden ohne ihn ins Theater gingen und dass er etwas geahnt haben muss da er Fräulein Bien als Aufpasserin beauftragte, ihm alles Verdaechtige mitzuteilen.

2nd paragraph, page 1:
Ja um noch einmal auf die Tragoedie Matilde zurück zu kommen. Sie erwaehnen mit Recht die Schwierigkeit einer Veroeffentlichung. dieser Vorgaenge weil Görgi noch lebt. Das war ja der springende Punkt. Schoenberg war im Zweifel ob Görgi sein Sohn ist. Daran errinert mich eben meine Schwester Grete. Und Schoenbergs Tochter die wie Sie Trude heisst, lebt sie noch? Ich habe beide Kinder im Traunsee im Schwimmen unterrichtet.

5th line, 2nd paragraph, page 2:
Schoenberg wollte seiner Frau zeigen er an Staerke mit jedem rivalisieren kann. Die Bucht in der wir wohnten war vom Gasthaus “Zum Hoisen” durch eine Landzunge getrennt. Schoenberg wollte diesen Weg schwimmend zurücklegen. Ich riet davon ab, da ich wusste, dass sein Herz nicht ganz in Ordnung war. Er bestand darauf und ich sollte ihm in meinem Boote begleiten. Bis zur Haelfte des Weges ging es gut dann musste ich ihn ins Boot hineinziehen. Er war darüber sehr traurig. Aber ohne Training kann niemand solche Sachen machen.


From line 12, page 1:
You mentioned in your letter that I have no exact recollection of the drama of Matilde Schoenberg. It is, however, not so. As one, who has lived with Sch. there cannot be several versions. I travelled the next day to Vienna, interrupting my holidays (it might have been the next but one), and went immediately to Schoenberg’s apartment. He opened the door just a chink and told me: Nobody must come to visit, until I ask them. She is here – because of the children.— To this day, I cannot understand what Schoenberg, and then Kerzl found, in this colourless (In every sense colourless) woman except for her ginger hair. When we pupils had gatherings In his house, he was anxiously concerned that we paid due respect to his wife, while he himself interrupted important matters, to attend to domestic chores. Repeatedly I saw him with a shopping basket to buy necessities for the housekeeping and the house was never in order. There was never any acknowledgement for his contribution. The tragedy of Gmunden started, when he worked in his room at an open window and Mathilde and the painter addressed each other under the window with “Du”. He called her and asked what it meant, and she replied: “It has been like this for two years.” My sister Grete reminds me now, that Schoenberg curiously permitted the two of them to go to the theatre and that he suspected something, because he appointed Fraeulein Bien as a spy, to tell him of anything suspicious.

2nd paragraph, page 1:
But to return to the tragedy of Matilde. You mention quite rightly the difficulty of publishing the proceedings while Görgi is still alive. That was indeed the main point. Schoenberg doubted whether Görgi was his son. My sister Grete reminds me of that fact. And Schoenberg’s daughter who Is called Trude like you, is she still alive? I have taught the two children to swim in the Traunsee.

5th line, 2nd paragraph, page 2:
Schoenberg wanted to show his wife that he could rival anybody’s strength. The bay on which we lived, was divided from the “Zum Hoisen” inn by a promontory. Schoenberg wanted to swim across. I dissuaded him, as I knew his heart was not altogether well. He insisted, and asked me to accompany him In a boat. Half the distance went well, but then I had to haul him into the boat. He was very sad about this. But nobody can do such things without training.

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